1793 von Niklas Natt och Dag [Rezension]
Das Jahr ist gerade mal zwei Monate alt und ich habe für mich mit dem Buch 1793 ein Lesehighlight gefunden.
Ich glaube es wird ganz ganz schwer in diesem Jahr ein ähnlich gutes Buch zu finden. Ich sage bzw. schreibe so etwas eigentlich sehr, sehr selten, aber ich bin restlos begeistert. Selten hat mich ein Buch so gefesselt wie dieses. Zunächst war ich skeptisch, denn auf dem Buch heißt es, dass es wie Sherlock Holmes und Doktor Watson sei.
Es begann auch so, allerdings nicht mit der Klasse des Originals von Sherlock Holmes, aber ich musste schnell feststellen, dass dieser Vergleich hinkt. Ja es gibt einen herausragend intelligenten Polizisten (wenn man es so nennen kann), und er hat dann auch einen Assistenten, aber die Geschichte an sich funktioniert anders.
Bei Sherlock Holmes liegt der Schwerpunkt eher auf der Krimi-Ebene und die Lösung des Falls, so wird hier in diesem Buch eher ein Gesellschaftsbild gezeichnet als nur eine Kriminalgeschichte erzählt. Dies gelingt dem Autor durch seine Personenwahl. Indem diese in unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten zu Hause sind auf ganz verschiedenen Ebenen. Mit dem Juristen Cecil Winkel als Hauptermittler, sozusagen der Sherlock Holmes, hat er mit Michael Cardell einen Assistenten aus der Unterschicht. Auch wenn er ebenfalls ein traumatisierter der Kriegsveteran ist, enden damit die Ähnlichkeiten. So haben die beiden ganz anderen Lebensgeschichten und so läßt der Autor uns nicht nur diese erleben, sondern auch die Lebensumstände in dem Jahr 1793. Diese werden so anschaulich geschildert, dass ich beim Lesen alles bildlich vor mir gesehen habe und auch nachvollziehen konnte, wie das Leben damals ausgesehen hat.
So heißt es ungefähr, dass Michael einen neuen Raum zur Miete gefunden hat und die Matratze war an den Stellen durchgelegen wo die Vormieter schon geschlafen haben, aber er war froh über dieses günstige Zimmer. Es wird sehr deutlich beschrieben, dass jeder Raum genutzt wurde, alles wurde vermietet, unabhängig vom Zustand. Gab es doch immer jemanden, der froh war nicht auf der Straße schlafen zu müssen. Und wenn 50 Leute vorher auf einer Matraze geschlafen haben und war man trotzdem froh und irgendwie ein günstiges Dach über dem Kopf gefunden zu haben und da Besitztümer eben auch nicht so umfangreich waren, war der trockene Schlafplatz das Entscheidende.
Wo ich mich bei dem Buch schwer getan habe, war dass das Buch in mehrere Bücher oder Abschnitte geteilt ist, dass die geraden geschehenen Dinge dort auf einmal gar keine Rolle spielten. Aber es wurde von ganz anderen Personen erzählt und Stockholm und deren Herkunft, deren gesellschaftliche Einordnung ließen wieder einen anderen Blick auf die Zeit zu.
Da Buch ist in drei Abschnitte geteilt und im erst im dritten hat sich alles wieder zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Selten habe ich ein Buch gefunden in der die Geschichte so spannend war und auch die Zeit, die Umstände und die ganzen Verwicklungen – warum wer wie handelt – so überzeugend dargestellt wurde Niklas Natt och Dag beschreibt nicht nur einfach die Geschichte sondern so viel mehr, wie damals ermittelt wurde oder wie Verbrechen teilweise möglich waren und nichts unternommen wurde bzw. nicht geahndet wurden.
Wen man Glück hatte dann ging alles, meist unter Deckung und so konnte man tun und lassen was man wollte. Je mehr Geld die Leute hatten desto mehr letztendlich konnten sie anstellen, das notfalls unter der Decke gehalten wurde. Wenn jemand dann doch in einem Gefängnis landete, war man den Polizeibediensteten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und sie konnten mit den Gefangenen tun und lassen was sie wollten.
Also großartige Geschichte und natürlich auch hervorragend übersetzt. Für mich ein Highlight. Ich kann das Buch wirklich nur jedem jeden empfehlen. Ein guter Krimi – so ein spannendes und interessantes Buch habe ich schon lange nicht mehr gelesen
Titel: 1793 Autor: Niklas Natt och Dag Verlag: Piper Format: Taschenbuch Umfang: 496 Seiten ISBN: 978-3492061315 Taschenbuch: 16,99 € ebook: 12,99 € zum Buch beim Verlag |