Interview mit Christine Drews – Autorin von Kälter als die Angst [Interview]

Interview mit Christine Drews – Autorin von Kälter als die Angst [Interview]

Liebe Christine Drews, vielen Dank, dass du dir hier die Zeit nimmst, um meine Fragen zu beantworten.

Ich habe jetzt mehrfach gelesen, dass Du schon während Deines Studiums für verschiedene TV – Produktionen geschrieben hast. Wie kam es dazu?

Ja, das stimmt. Als ich Mitte der 90er Jahre Germanistik und Psychologie studiert habe, war gerade die Boomzeit des Privatfernsehens. Überall wurden Leute gesucht und somit wurde einem der Einstieg relativ einfach gemacht. Da damals bei einem Geisteswissenschaftlichen Studium Praktika das A und O waren (heute vermutlich auch noch), habe ich zunächst in den Semesterferien bei diversen Produktionsfirmen und privaten Sendern kurze Praktika gemacht. 1995 bekam ich dann das Angebot, als festangestellte Redakteurin für Schreinemakers Live zu arbeiten – die jüngeren LeserInnen wissen vermutlich gar nicht, wovon ich rede. Ich hab mein Studium dann für ein Jahr unterbrochen und dort gearbeitet. Danach, also parallel zum Studium, konnte ich dann immer noch als freie Redakteurin für Schreinemakers arbeiten. Das war natürlich super, zumal ich dadurch auch nach meinem Magisterabschluss direkt einen Job fand. Ich habe mich dann aber aufs Drehbuchschreiben konzentriert, die Hochzeit der großen Shows wie Schreinemakers war Anfang der 2000er vorbei, dafür begann die Zeit der Comedy und ich schrieb für diverse Sketch-Comedys und Comedy-Serien. Und dann brauchte ich irgendwann etwas ganz anderes. Etwas, dass gar nicht witzig war – und so kam ich zum Morden oder besser gesagt zum Kriminalroman. 2013 kam dann “Schattenfreundin” heraus, der erste Teil der Münster-Reihe.

Warum bist Du gerade zum Thema Krimi gekommen? Gab es aus Deiner Drehbuch-Tätigkeit heraus anfragen in die Richtung oder war es ein Bedürfnis Deinerseits – ohne zu wissen ob es jemasl als Buch erscheint oder ein Film (Drehbuch) wird ?

(c) Teresa Rothwangl

Es war tatsächlich ein Bedürfnis meinerseits. Zum einen hatten sich meine Lebensumstände geändert. Ich hatte zwei kleine Kinder und die Jobs beim Fernsehen setzen eine große Flexibilität voraus – arbeiten bis abends um elf ist eher normal als die Ausnahme. Das war mit zwei kleinen Kindern kaum noch zu wuppen. Außerdem hatte ich irgendwie das Gefühl, mich förmlich “ausgewitzelt” zu haben. Ich brauchte dringend mal etwas anderes. Da ich Krimis selbst sehr gerne lese und schon immer mal einen schreiben wollte, dachte ich mir, wenn nicht jetzt, wann dann. Und so kam es zu meinem ersten Kriminalroman.

Was anderes brauchen im Job kennt wahrscheinlich jeder, wie war das für Dich damals? Hattest Du beim Fernsehen aufgehört um als freie Autorin (Drehbücher / Romane) zu schreiben? Oder war das Krimischreiben zu beginn eher “Hobby”?

Nein, ein Hobby war das nie. Schreiben war immer mein Beruf. Der Markt hatte sich nur geändert. Festangestellte Drehbuchautoren, wie es sie Ende der 90er, Anfang der 2000er noch gab, gab es irgendwann nicht mehr. Klar, für die Produktionsfirmen war das natürlich auch viel besser, Freiberufler machen keine Nebenkosten, kriegen keine Abfindungen, müssen nicht bezahlt werden, wenn es mal eine Flaute gibt, etc. Aber auch für mich war der Schritt in die Selbstständigkeit damals gut – mit zwei kleinen Kindern war die Arbeit einfach besser zu vereinbaren. Und ich hab beim Fernsehen ja auch nicht völlig aufgehört, ich schreibe ja nach wie vor Drehbücher. Aber im Gegensatz zu den Drehbüchern bin ich bei meinen Romanen natürlich viel freier, kann viel mehr selbst bestimmen, was meine Protagonisten machen. Das ist eine schöne Abwechslung zum Fernsehgeschäft und macht enorm viel Spaß!

Du sagst, dass mit zwei Kindern die Arbeit als freie Autorin einfacher zu vereinbaren ist / war. Wie handhabst Du das? Schreibst Du zu Hause? Ich stelle es mir schwierig vor mit Kindern, die doch immer mal was von ihrer Mutter wollen.

Ja, das ist auch nicht ganz einfach. Gerade die Babyphase war anstrengend – der fehlende Schlaf raubt dir auch die Kraft zum Schreiben. Aber jetzt gehen sie zur Schule und ich arbeite konsequent von 8 bis 15 Uhr. Dann sind sie wieder da, dann kann ich nicht mehr schreiben. Im Vergleich zu früher nutze ich die kinderfreie Zeit aber auch viel intensiver. Während ich sonst auch schon mal bei Spiegel Online hängen geblieben bin, arbeite ich jetzt ziemlich diszipliniert durch – anders geht es leider nicht. Natürlich ist das in Teilen auch ein sehr einsamer Job. Ich habe keine Kollegen, mit denen ich mal eine Kaffeepause machen kann oder Meetings, bei denen Probleme besprochen werden. Dafür ist die reine Schreibzeit sehr effektiv – und leider gar nicht so, wie man sich ein Schriftstellerleben vorstellt, oder? Ich habe früher auch immer gedacht: ach, da wird man von der Muse geküsst, steht nachts auf und schreibt mal schnell zwei Stündchen. Das ist leider nicht so.

Das das disziplinierte, konzentrierte Arbeiten eines Schriftstellers in weiten Teilen einem “Bürojob” ähnelt berichten viele Autoren.

Doch wenn Du als Autorin ohne den Kuss der Muse zurechtkommst, wie gehst du das Schreiben an? Woher kommen die Ideen?
Bei dem Buch”Schattenfreundin” hattest du Deine eigene Ängste um Dein Kind zuzüglich ein negatives Erlebnis als Auslöser für die Buchidee, doch wie war es bei den Nachfolgebänden, insbesondere bei “Kälter als die Angst”?

Grundsätzlich habe ich als Krimi-Autorin vielleicht einen etwas anderen Blick auf die Dinge, die um mich herum passieren, als es Menschen aus anderen Berufsgruppen haben. Wenn ich im Rückspiegel ein Auto sehe, das länger als zehn Minuten hinter mir her fährt, habe ich sofort ein Psychopathen-Verfolgungs-Szenario im Kopf. Ich lese in der Zeitung auch alle Artikel, die sich mit Verbrechen beschäftigen, genauso wie ein gerichtsmedizinisches Buch immer auf meinem Schreibtisch liegt. Ein guter Freund von mir arbeitet zudem bei der Gerichtsmedizin, ein anderer bei der Kripo und die beiden sind wirklich eine nicht versiegende Quelle an Inspiration. Aber manchmal braucht es eben auch das gewisse Etwas aus dem eigenen Leben. Bei “Schattenfreundin” waren es meine eigenen Erfahrungen und Ängste als junge Mutter. In “Phönixkinder” geht es um den Mord an einen Demenzkranken – da mein Vater selbst daran erkrankt war, kannte ich mich damit natürlich gut aus. In “Tod nach Schulschluss” geht es um einen Mord in einem Internat – mein Bruder war selbst lange in einem Internat im Münsterland. In “Denn mir entkommst du nicht” geht es um ungewollte Kinderlosigkeit – ein Thema, dass in meinem Alter viele in meinem Freundeskreis beschäftigt. Und nun “Kälter als die Angst”. Katrin ist inzwischen geschieden und wagt den Neuanfang – ebenfalls etwas, das sich momentan massenweise in meinem Umfeld ereignet. So ein bisschen spiegeln die Fälle also die Stationen in meinem Leben wieder. Irgendwann kommt dann bestimmt mal ein Rentnermord.

Greifst Du in Deinen Krimis nur Situationen oder Ereignisse auf oder auch Menschen mit deren Eigenarten?

Und gehörst du zu den Autoren, die immer mit einem Notizbuch bewaffnet sind um Ideen, Einfälle oder Inspirationen sofort aufzuschreiben?

(c) Christine Drews

Ich habe tatsächlich immer ein Notizbuch dabei. Meisten kommen die Einfälle dann aber abends auf dem Sofa, wenn man die Gedanken schweifen lässt. Aber auch da habe ich zum Glück immer ein Notizbuch! Eigenarten von anderen Menschen nehme ich schon in meinen Büchern auf. Allerdings erscheint nie eine Person eins zu eins, meistens setze ich mir meine Charaktere aus verschiedenen Eigenschaften zusammen, die mir aufgefallen sind. Ich kann also alle beruhigen: es wird sich niemals eine reale Person in meinem Roman als solche wiederfinden. Sonst käme ich irgendwann womöglich auch in Teufelsküche…

Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass sich so manch einer fragt, ob er in einem Buch sich wiederfindet. Neben dem Schreiben von Krimis bist Du weiterhin auch als Drehbuchautorin tätig. Wie schafftst Du es Dir verschiedene Geschichten parallel auszudenken und zu schreiben?

Die Arbeit an einem Drehbuch unterscheidet sich grundsätzlich von der an einem Roman. Ich schreibe ja in erster Linie für Serien, da arbeite ich immer in einem relativ strengen Korsett. Das heißt, die Charaktere liegen schon fest, das Privatleben der Protagonisten entwickelt sich schon seit einiger Zeit und muss dementsprechend bedient werden. Außerdem muss ich auf Produktionsbedingungen achten, ich kann es nicht mal eben schneien lassen oder ein Gebäude in die Luft jagen, das würde den Kostenrahmen völlig sprengen. Bei einem Roman bin ich da natürlich viel freier, die Geschichten müssen aber auch länger in mir wachsen, bis sie dann richtig da sind. Ich kann also durchaus ein paar Wochen über einen Roman nachdenken und gleichzeitig ein Drehbuch schreiben, ohne dass sich das eine mit dem anderen vermischt.

Mit “Kälter als die Angst” liegt nun Dein neuester Krimi vor. Auf was dürfen wir uns als nächstes freuen? Hast du schon eine neue Idee für eine weitere Fortsetzung oder kommt jetzt erst einmal etwas anderes?

Mit Charlotte Schneidmann und Peter Käfer wird es auf alle Fälle weitergehen. Ich hab schon eine Idee für einen neuen Krimi, hatte aber bisher leider noch nicht die Zeit, ihn zu Papier zu bringen. Aber die beiden sind mir als Ermittlerteam inzwischen so ans Herz gewachsen, dass sie auch meinen nächsten Fall übernehmen müssen. Wann es genau so weit ist, kann ich aber noch nicht sagen – “Kälter als die Angst” ist ja gerade erst erschienen.

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast meine Fragen zu beantworten.

Danke für das nette Interview! Das hat sehr viel Spaß gemacht!

 

Titel: Kälter als die Angst
Autor: Auerbach & Keller
Verlag: Bastei Lübbe
Format: Taschenbuch
Umfang: 304 Seiten
ISBN:
978-3404177882
Taschenbuch: 10,00 €
eBook: 8,99
zum Buch beim Verlag

Wer mehr wissen will:

27.12. Kälter als die Angst
Viktoria von www.thelibrarianandherbooks.com

28.12. Serienkiller, Nachahmungstäter oder Einzelfall?
Diana von www.abendsternchensbuntewelt.de

29.12. Charlotte Schneidmann und Peter Käfer ermitteln 
Steffi von www.leseschnecke-steffy.com

30.12. Alte Fälle
Nadine von www.nadinesbuntebuecherwelt.de

31.12. Interview mit Christine Drews
Martina von www.leserattenhoehle.de

Teilnahme am Gewinnspiel vom 27.12.2018 – 02.01.2019 möglich
03.01. Gewinnerbekanntgabe

Gewinnspiel

Natürlich habt ihr auch heute wieder Gelegenheit ein weiteres Los zu sammeln.
 
Frage: Christine Drews hat schon Ideen für neue Bücher im Kopf. Was würdest Du gerne von Ihr lesen? Als nächstes die Fortsetzung von der Reihe mit “Charlotte Schneidmann und Peter Käfer” oder gerne etwas ganz anderes aus Ihrer Feder?
 
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