Das Mittelalter im Roman – unser Menschen und Frauenbild der Zeit

Das Mittelalter im Roman – unser Menschen und Frauenbild der Zeit

Historische Romane zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Handlung in eine vergangene Epoche legen. Je nach Faible des Autoren kann es die Pharaonenzeit sein oder die Zeit Heinrich des VIII. Bei Monika Pfundmeiers Buch „Blutföhre“ war die „Sage von der Friedberger Blutföhre“ Grundlage. Bei einer solchen Ausgangslage steht auch die Epoche fest, hier also das Mittelalter. Doch was bedeutet es, wenn man nicht nur eine Nacherzählung der Saga schreibt? Das bedeutet vor allem sich mit dem Leben und dem Sozialgefüge der Gesellschaft auseinander zu setzen.

Ein unbedarfter Leser mag dieses für Unnütz halten, doch es ist zwingend notwendig, denn über die tatsächlichen Gegebenheiten in der Zeit ist wenig bekannt.
Das Mittelalter umfasst einen ungefähren Zeitraum von 1000 Jahren und beginnt ca. 500 n. Chr. Wenn ich überlege, wie sich die Welt in den letzten 100 Jahren verändert hat, nicht nur durch die Weltkriege, sonden auch durch Computer, Telefon usw. Wie groß waren dann die Veränderungen im Mittelalter und wie hat sich das Leben der Menschen entwickelt. 
 
Die Sage erzählt von der Liebe und dem Leid des Grafen Ulrich von Mering.
Der Graf Ulrich von Mering liebte die schöne Agnes von Hardenberg, eine Nichte des Schlosspflegers von Friedberg. Der missgünstige Ritter Hans von Eurasburg läßt durch einen Helfer einen kostbaren Dolch mit dem Wappen des Grafen Ulrich stehlen. Wenig später wird Agnes’ Onkel, der Schlosspfleger Konrad, tot im Wald aufgefunden, erstochen mit eben jedem Dolch. Trotz seiner Unschuldsbeteuerungen wird der Graf zum Tode verurteilt und hingerichtet. Aus seinem Blute soll die Föhre gewachsen sein.
Die Saga wird ins Mittelalter datiert und könnte daher fast zu jedem Zeitpunkt der Zeitspanne spielen. Doch gibt sie einige grundsätzliche Hinweise, daher datiert Monika Pfundmeier ihre Geschichte in das Jahr 1268.
Mich interessiert weniger der Graf oder der Ritter. Über solche Gestalten kennt ein Geschichtsinteressierter viele Informationen, doch wie anders ist es mit einer Frauenfigur wie der Agnes.
Dazu muss erst ihre gesellschaftliche Stellung fest stehen, denn ob Adel oder Mittel-/Unterschicht bedeutete ein gänzlich anderes Leben. Die Sage besagt, dass der Onkel von Agnes Schlosspfleger ist. Wer mit dem heutigen Wissensstand das Wort interpretiert, neigt vermutlich dazu in einem Schlosspfleger eine Art Hausmeister zu sehen. Im Mittelalter jedoch war dies einen adelige Stellung, denn ein Schlosspfleger war im Mittelalter eine Art Burggraf oder Vogt, der für Verwaltung und Verteidigung einer Burg verantwortlich war.
Für den Grafen Ulrich war Agnes somit eine standesgemäße Partie. Doch wie sah es für Agnes aus? Auch für sie war es wichtig zu heiraten, denn die Stellung und das Ansehen Frau im Mittelalter, besonders im Adel, wurde über ihren Ehemann definiert. Heiratete sie unter ihrem Stand, musste sie sich mit der Stellung ihres Mannes begnügen. Über die Heirat wurden Bündnisse geschlossen. Diese gingen so weit, das bei bewaffneten Konflikent die angeheirateten Verwandten als feste Verbündete betrachtet wurden.
Doch war die Frau ja ein Mensch, nicht nur eine Schachfigur für taktische Bündnisse. Womit beschäftigte sich eine adelige Frau im Mittelalter? 
 

Sticken, Weben, Reiten, Schachspielen, Singen, Tanzen, Gedichte vortragen und die Anwesenheit bei Ritterturnieren gehörten zu den Beschäftigungen der adligen Frauen. Es war ihre Aufgabe, bei Hoffesten für die Unterhaltung und Friedfertigkeit der stets kampf- und streitbereiten Ritter zu sorgen, indem sich die Frauen immer zwischen die Ritter platzieren mußten. Im Mittelalter wurden adlige Frauen am Hofe als Friedensstifterinnen angesehen. Zur Ausbildung der Mädchen gehörte die Unterweisung in Religion, im Lesen und Schreiben. Bildung hatte jedoch keinen großen Stellenwert in der Feudalgesellschaft, wo Kampffähigkeit und Eroberungswille den Reichtum des Adels begründeten“. (Quelle: https://www.das-mittelalter.de/frauen_im_mittelalter.htm)

Über das Schicksal der Agnes ist nichts weiter bekannt, doch nach dem Tod ihres verurteilten Mannes und ohne Vater, wird es nicht leicht gewesen sein, denn mit diesem Schicksal war sie keine gute Partie mehr. Falls sie nochmal hatte heiraten können, wäre es gewiss nicht Standesgemäß gewesen sein. Die einzige Alternative die einer Frau damals blieb war sonst das Kloster.

Wer mehr zu dem Buch “Blutföhre” wissen möchte kann hier weiterlesen:

Was kann ein Baum alles erzählen? von Ulla

Interview mit der Autorin Monika Pfundmeier bei Manuela

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